Psychotherapie der Altersdepression-Ergebnisse der multizentrischen CBTlate Studie

Forugh Dafsari1, Frank Jessen1, Martin Hautzinger2, Elisabeth Schramm3, Steffi Riedel-Hellerl4, Lutz Frölich5, Oliver Peters6, Michael Wagner7,

1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln
2Klinische Psychologie und Psychotherapie, Uniklinik Tübingen
3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Freiburg
4Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Uniklinik Leipzig
5Abteilung Gerontopsychiatrie, ZI Mannheim
6Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité, Berlin
7Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Uniklinik Bonn

1. Zielsetzung/Fragestellung

Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Psychotherapeutische Interventionen für Altersdepressionen wurden bislang in Studien mit kleiner Patientenzahl untersucht, jedoch existieren keine multizentrischen Studien mit großer Fallzahl. In der CBTlate Studie untersuchten wir erstmals multizentrisch die Wirksamkeit einer spezifischen kognitiven Verhaltenstherapie der Altersdepression (LLD-CBT) im Vergleich zu einer unspezifischen supportiven psychotherapeutischen Intervention (SUI) im ambulanten, psychiatrisch-psychotherapeutischen Setting.


2. Materialien/Methoden

In dieser multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie rekrutierten wir Patienten (=>=60 Jahre) mit einer mittelgradigen bis schweren Depression an 7 Studienzentren in Deutschland. Die Patienten wurden zu LLD-CBT oder SUI randomisiert. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der Depression gemessen mit der geriatrischen Depressionsskala (GDS). Sekundäre Endpunkte beinhalteten u.a. die Veränderung im Fremdbeurteilungsrating der Depression, Angstsymptomen, Schlaf und Lebensqualität zum Ende der Therapie und zum Follow-up nach 6 Monaten.


3. Ergebnisse

Von Oktober 2018 bis November 2020 wurden 251 Patienten zu LLD-CBT (n=126) oder SUI (n=125) randomisiert. Es zeigte sich kein signifikanter Gruppenunterschied bezüglich der Veränderung des GDS Wertes am Ende der Therapie. Die Sekundäranalysen zeigten jedoch in beiden Gruppen eine signifikante Reduktion im GDS Wert am Ende der Therapie im Vergleich zur Baseline mit Effektstärken für LLD-CBT von d=-1,75 [95% CI -2,07 to -1,43] und für SUI d=-1,47 [95% CI -1,79 bis -1,16]. Zudem zeigten sich signifikante Verbesserungen in zahlreichen weiteren Endpunkten nach 8 Wochen und 6 Monaten in beiden Interventionen.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

In unserer Studie konnten wir die hohe Wirksamkeit einer spezifischen kognitiven Verhaltenstherapie für Alterdepressionen und einer unspezifischen supportiven Intervention bei Patienten mit mittelgradiger bis schwerer Depression im höheren Lebensalter nachweisen. Die Ergebnisse unserer Studie haben weitreichende klinische und gesundheitspolitische Auswirkungen. Depressionen sind eine weit verbreitete psychische Erkrankung im höheren Lebensalter und die Patienten werden oft nur unzureichend behandelt. Die supportive Psychotherapie könnte mit wenig Aufwand von vielen Behandlern für eine größere Zahl von Patienten angeboten werden, die andernfalls ohne wirksame Behandlung verbleiben würden. Dies spricht für eine breite Implementierung der Einzelpsychotherapie für Patienten mit Altersdepression und eine weitere Erforschung wirksamer Komponenten psychologischer Interventionen in dieser Altersgruppe.

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