Demenzdiagnostik in der forensischen Psychiatrie - Häufigkeit kognitiver Einschränkungen und Besonderheiten in der Diagnostik

Sandra Verhülsdonk1, Tillmann Supprian2, Ann-Kristin Folkerts3, Elke Kalbe3

1Institutsambulanz Gerontopsychiatrie, LVR-KLinikum Düsseldorf
2LVR-KLinikum Düsseldorf
3Uniklinik Köln

1. Zielsetzung/Fragestellung

Im Jahr 2013 waren in Deutschland rund 5 % der in forensischen Kliniken behandelten Personen 60 Jahre oder älter, dabei ist davon auszugehen dass der Anteil älterer Patient:innen steigen wird.. Insgesamt werden für diese Gruppe komplexe Behandlungsbedarfe formuliert, die sich aufgrund altersbedingter Veränderungen (z.B. somatische Multimorbidität) deutlich von denen jüngerer forensischer Patienten unterscheiden. Hinsichtlich der kognitiven Leistungsfähigkeit älterer Patient.Innen in der forensischen Psychiatrie ist nur wenig bekannt, vorhandenen Arbeiten weisen jedoch auf eine erhöhte Prävalenz demenzielle Syndrome hin, die nicht zuletzt durch eine Häufung an Risikofaktoren begründet sein mag. Für deutsche forensische Kliniken fehlen Daten bislang völlig. Vor diesem Hintergrund wurde in Abteilungen des Landschaftsverband Rheinland (LVR) eine Pilotstudie an über 60jährigen nach §63 StGB untergebrachten Patienten durchgeführt


2. Materialien/Methoden

Es wurden soziodemografische, kriminalitätsbezogene und medizinische Daten von stationären Patienten im Alter von 60 Jahren und älter erhoben. Es wurden etablierte kognitive Screening-Instrumente angewandt: Hierzu zählen der DemTect und der MMST als Maß der globalen Kognition und der Trail-Making-Test (version A und B) sowie die Frontal Assessment Battery zur Überprüfung exekutiver Funktionen.


3. Ergebnisse

An der Studie nahmen 34 von 134 forensischen Patienten im Alter von 60-91 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren teil. Je nach verwendetem Instrument wiesen bis zu 65 % eine Beeinträchtigung der globalen kognitiven Funktionen und bis zu 68 % eine exekutive Dysfunktion auf. Damit liegen die Zahlen deutlich über den für die Allgemienbevölkerung beschriebenen Prävalenzen.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Unsere Pilotdaten weisen darauf hin, dass kognitive Beeinträchtigungen bei älteren forensischen Patienten in Deutschland häufig sind. Es werden differentialdoagnostische Hürden sowie relevante Aspekte für die Betreuung und Therapie von Risikopatienten und Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen in der forensischen Psychiatrie erörtert und der Bedarf an zukünftiger Forschung skizziert.

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