Medikationssicherheit im Rahmen des psychiatrischen Konsiliardiensts

Martin Schulze Westhoff1, Sebastian Schröder2, Johannes Heck2, Tillmann Krüger2, Stefan Bleich2, Adrian Groh2

1Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover
2Medizinische Hochschule Hannover

1. Zielsetzung/Fragestellung

Bei bis zu 6% aller aufgrund somatischer Erkrankungen hospitalisierten Patienten wird der psychiatrische Konsiliardienst involviert. Hierbei entfallen wiederum etwa 50% aller Konsultationen auf geriatrische Patienten. Vom Konsiliarius werden hierbei vielfach Medikationsempfehlungen ausgesprochen. Es ist jedoch zu beachten, dass die Konsiliarii oft nur oberflächlich in die Vorgeschichte der Patienten eingedacht sind und die Medikationsempfehlungen vielfach intuitiv erfolgen. So besteht die Gefahr, dass durch die Medikationsempfehlungen unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAWs) bedingt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Medikationssicherheit im Rahmen des psychiatrischen Konsiliardiensts in einem großen deutschen Universitätskrankenhaus zu evaluieren.


2. Materialien/Methoden

Zu diesem Zweck wurden die Konsilberichte und Medikationslisten der geriatrischen Patienten untersucht, die im Rahmen ihres stationären Aufenthalts in der Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover oder bei Vorstellung in unserer internistisch/unfallchirurgischen Notaufnahme auch psychiatrisch konsiliarisch vorgestellt wurden. Zur Beurteilung des Einsatzes potentiell inadäquater Medikamente für ältere Menschen (PIM) wurden die PRISCUS-Liste und die Fit fOR The Aged (FORTA)-Klassifikation verwendet. Ebenfalls wurden mithilfe eines Interaktionstools (mediQ)die Medikationen der Patienten auf das Vorliegen und den Schweregrad möglicher Interaktionen untersucht.


3. Ergebnisse

Es zeigte sich, dass die meisten Konsultationen aufgrund von Agitation und Suizidalität erfolgten. Als zugrundeliegende psychiatrische Diagnosen waren am häufigsten Delirien und Depressionen zu konstatieren. Die am häufigsten eingesetzten PIM waren gemäß der PRISCUS-Liste Oxazepam und Lorazepam. Gemäß der FORTA-Klassifikation wurde der Einsatz von Oxazepam und Haloperidol am häufigsten als inadäquat bewertet, während auch die häufige Verwendung von Risperidon und Pipamperon in unserem Kollektiv gemäß dieser PIM-Liste kritisch bewertet wurde. Insgesamt stieg durch die Empfehlungen des Konsiliardienstes die Zahl der generell verordneten Medikamente pro Patient, während die Medikationsinteraktionen nicht signifikant zunahmen. Die am häufigsten zu verzeichnenden Interaktionen ließen sich den Kategorien "erhöhtes Blutungsrisiko" und "ZNS-depressive Effekte" zuordnen.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Insgesamt scheinen die Medikationsempfehlungen des psychiatrischen Konsiliardiensts zur generellen Polypharmazie bei älteren Patienten beizutragen. Die Bewertung des Einsatzes differierte stark je nach verwendeter PIM-Liste, wobei die PRISCUS-Liste-im Gegensatz zur FORTA-Klassifikation eher ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis bei vielen verwendeten Substanzen sah. Hierbei ist zu betonen, dass PIM-Listen nicht speziell für die Verwendung in der Psychiatrie erstellt wurden. Gleichzeitig scheint im Rahmen der Delirtherapie entgegen einiger Leitlinien doch vielfach auf antipsychotische Medikation zurückgegriffen zu werden.

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