Falldarstellung eines 61-jährigen Patienten mit seronegativer Autoimmunenzephalitis
Gabrijela Popic, Ralf Kozian, Alexandra Chaaban
Vinzenz von Paul Hospital, Rottweil
1. Zielsetzung/Fragestellung
Autoimmunenzephalitis (AIE) als seltene Ursache einer schizophreniformen Störung.
2. Materialien/Methoden
Kasuistische Falldarstellung
3. Ergebnisse
Bei einem 61-jährigem Mann
ohne signifikante psychiatrische Vorgeschichte trat im Juli 2022 plötzlich
ein paranoides Syndrom mit wahnhaftem Erleben auf. Der Pat. war formalgedanklich
beschleunigt, teilweise zerfahren, weitschweifig, vorbeiredend und zeitlich, örtlich
sowie situativ desorientiert. Beeinträchtigung- und Verfolgungswahn
durch "Russen", sowie Größenwahn und optische Halluzinationen
waren vorhanden. Plötzlich nach sieben Wochen traten folgende neurologische
Defizite auf: Bewusstseinstrübung, Dysarthrie, Dysphagie, Nackenrigor,
spastische Tonuserhöhung der Muskulatur mit beinbetonter Tetraparese.
Es kam auch zur vegetativen Dystonie mit Tachykardie, hypertensiven Krisen
und Schwitzen. CCT und cMRT zeigte keinen wegweisenden Befund. Im Liquor
wurden Protein 14-3-3, antineuronale Antikörper, das Amyloid und Tau-Protein
im Liquor, eine Borrelien- sowie Lues-Serologie, sowie eine Diagnostik zu
HIV und anderen neurotropen Viren bestimmt, die unauffällig waren. Bei
der EEG ergab sich eine mittelschwere Allgemeinveränderung, sowie vereinzelte
epileptische Potentiale rechts temporal. Gabe von Antipsychotika blieb erfolglos.
Es kam zu einem positiven Ansprechen auf IVIG 5x0,4g/kg und zwei Koritsonpulstherapien
mit Prednisolon.
Tetraparese, Dysarthtrie, sowie Dysphagie bildeten sich vollständig zurück.
Die psychotischen Symptome klangen ab. Er war zeitlich, örtlich und situativ
weiterhin unscharf orientiert. Die kognitiven Funktionen besserten sich weiterhin,
Rehafähigkeit lag vor.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Ein Drittel der Pat.mit AIE hat komplett normale Liquor-und MRT- Befunde, was die Diagnose nicht ausschließt, allerdings erschwert. Die EEG-Befunde bei AIE widerspiegeln lokalisatorisch die von der Entzündung betroffenen Gebiete, insbesondere die Temporallappen, aber auch die Frontallappen. Bei der AIE treten epileptische Anfälle in einer Häufigkeit von ungefähr 70 % auf. Bei den Pat. ohne psychiatrische Vorgeschichte, die plötzliche psychiatrische Symptome entwickeln, begleitend mit neurologischen Auffälligkeiten, soll als Diagnose Autoimmunenzephalitis in Betracht gezogen werden und die Therapie soll so früh wie möglich eingeleitet werden, selbst wenn MRT- und Liquor- Befund unauffällig sind, weil diese die Diagnose nicht ausschliessen.
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