Verbesserung der (psychotherapeutischen) Depressionsbehandlung im Pflegeheim - Erste Ergebnisse aus dem Projekt DAVOS

Johannes Pantel1, Valentina Tesky2, Ulrike Schulze3, Ulrich Stangier2, Charllotta Nagel2, Arthur Schall2

1Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt a.M.
2Goethe-Universität Frankfurt a.M.
3University of Apllied Science, Frankfurt a.M.

1. Zielsetzung/Fragestellung

Die Depressionsprävalenz in Pflegeeinrichtungen ist mit bis zu 40% doppelt so hoch wie in der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung. Obwohl depressive Erkrankungen auch im höheren Lebensalter gut behandelbar sind, bleiben sie bei Pflegeheimbewohnenden häufg unbemerkt und unbehandelt, was ein eklatantes Versorgungsdefizit darstellt. Vor diesem Hintergrund war das Ziele des durch den GBA-Innovationsfond geförderten Forschungsprojekts DAVOS die Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines innovativen Case Management-Konzepts zur Verbesserung der Depressionsbehandlung im Pflegeheim mit einem Fokus im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung.

2. Materialien/Methoden

Die Wirksamkeit der Intervention wurde mithilfe eines clusterrandomisierten Stepped-Wedge-Design überprüft. Initial wurden hierfür in zehn Einrichtungen 449 Bewohner mit und ohne Depression rekrutiert: ? 307 (68,4%); M = 82,5 Jahre (SD = 10,5). Bei 38,8% lag zur Baseline depressive Symptomatik vor. Outcomes waren u.a.Depressionsprävalenz/-schwere, Lebensqualität und soziale Partizipation. Speziell qualifizierte Case Manager identifizierten mittels Screenings Bewohner mit Depression, danach folgte eingehende Diagnostik (psychotherapeutische Sprechstunde) und indikationsgerechte Behandlung durch Psychotherapeuten, die im einer Ambulanz der psychotherapeutischen Regelversorgung tätig waren. Parallel dazu wurden auf Heimebene niederschwellige durch das Pflegepersonal geleitete Gruppenangebote implementiert.

3. Ergebnisse

Die Konzeptimplementierung wurde erfolgreich umgesetzt und damit ein Großteil der Bewohner mit Depression erstmals einer Psychotherapie zugeführt. Die vorgefundene Depressionsprävalenz bestätigt pflegeheimbezogene Angaben früherer Studien. Unter Berücksichtigung der recht hohen Drop-outs lag eine Psychotherapieindikation bei 17,8% der Gesamtstichprobe vor. Die Haupthypothese, dass die Intervention zur Verringerung der Depressionsprävalenz führt, konnte nicht als globaler Effekt bestätigt werden, jedoch blieb sie trotz negativer Auswirkungen der Corona-Pandemie während der Projektinterventionsphase relativ konstant. Auf Einrichtungsebene zeigten sich positive Tendenzen (auch bei sekundären Parametern wie Lebensqualität), teils sogar signifikante Verbesserungen des Depressionsschweregrades (p = .026).


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Das Modellprojekt DAVOS liefert wichtige Hinweise und Erkenntnisse, wie Versorgung von Pflegeheimbewohnern mit Psychotherapiebedarf nachhaltig verbessert werden könnte.

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