Psychosoziale Interventionen zur Reduktion von Demenztrauer: ein Systematic Review

Lena Rupp1, Katja Seidel2, Susanne Penger3, Julia Heberstroh3

1Department Psychologie, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Universität Siegen
2Universität Siegen, Siegen & DZNE, Standort Rostock/Greifswald
3Universität Siegen, Siegen

1. Zielsetzung/Fragestellung

Demenztrauer kann als antizipatorische Trauererfahrung pflegender Angehöriger und anderer Familienmitglieder beschrieben werden, die aufgrund von Verlusten vor dem physischen Tod des Menschen mit Demenz auftritt. Diese Verluste umfassen unter anderem den Verlust von Intimität, Kommunikation, Beziehungs- und Familienidentität. Die Verluste, die pflegende Angehörige erleben, sind zyklisch und verstärken sich oft mit dem Fortschreiten der Krankheit. Demenztrauer stellt also eine besondere Form der Trauer der Bezugspersonen dar, bei der die Person mit Demenz noch physisch anwesend aber kognitiv und emotional abwesend ist. Um die Belastung durch Demenztrauer zu verringern, wurden psychosoziale Interventionen für pflegende Angehörige und Familienmitglieder entwickelt. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war es, den aktuellen Stand der diesbezüglichen Forschung zu ermitteln und zusammenzufassen.


2. Materialien/Methoden

Die elektronische Datenbanken Web of Science (SSCI), PsycArticles, Psychology and Behavioral Sciences Collection, PsycINFO, PSYNDEX Literatur mit PSYNDEX Tests und MEDLINE wurden für den Zeitraum September 2016 bis September 2021 durchsucht. Die PRISMA-Richtlinien für systematische Reviews wurden eingehalten und der Review wurde in der PROSPERO-Datenbank registriert (CRD42021268998).


3. Ergebnisse

Insgesamt wurden 12 Studien in das Review eingeschlossen. Acht Studien hatten ein quantitatives, zwei ein qualitatives und zwei ein gemischtes Methodendesign (Mixed Methods). Die eingeschlossenen Studien enthielten vielseitige Interventionen und umfassten Elemente von Psychoedukation, kognitive und emotionale therapeutische Strategien auf der Grundlage von kognitiv-behavioraler Therapie, Akzeptanz- Committment- Therapie sowie achtsamkeitsbasierte Strategien. Die Stichprobengröße reichte von zwei bis 273 Teilnehmer*innen. Bezogen auf Demenztrauer hatten die Interventionen statistisch signifikante geringe bis mäßige Effekte. Zusätzlich zu Demenztrauer konnten zudem positive Veränderungen bezüglich anderer Variablen wie Depression und Resilienz festgestellt werden.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Die Zahl der Interventionen für Demenztrauer hat in den letzten 5 Jahren zugenommen. Die Studien weisen daraufhin, dass diesbezügliche Interventionen wirksam sind und ein hoher Bedarf besteht. Es ist bislang nicht bekannt, ob Gesundheitsdienstleister*innen das Konstrukt und die dazugehörigen Interventionen kennen und in der täglichen Arbeit mit Angehörigen von Menschen mit Demenz einsetzen. Zukünftige Forschung sollte daher das Wissen der Gesundheitsdienstleister*innen über Demenztrauer und die verfügbaren Interventionen ermitteln und ggf. Maßnahmen zur Implementierung der wirksamen Maßnahmen einleiten.

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