Optimisierte Beleuchtung im Winter schützt gegen Depression bei älteren Menschen im Pflegeheim

Mihovil Mladinov1, Tobias Peters2, Thomas Heine3, Corinna Faehling4, Nadine Kahle2, Anne-Sophie Meixner5

1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Rostock
2Department für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen und STZ eyetrial, Tübingen
3Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Eberhard Karls Universität, Tübingen
4Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
5Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie mit Poliklinik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen

1. Zielsetzung/Fragestellung

Das Ziel unserer Studie war, die Wirkung einer optimierten Beleuchtung auf Stimmung und Kognition bei älteren Bewohnern von Pflegeheimen zu untersuchen und diese mit verschiedenen Biomarker zu korrelieren. Wir stellten die Hypothese, dass eine optimierte Beleuchtung die Stimmung und die Kognition der Pflegeheimbewohner verbessern wird. Zudem stellten wir die Hypothese, dass sich die klinische Veränderungen in einer erhöhten Transkription von BDNF (brain-derived neurotrophic factor), gemessen anhand der Proteinkonzentration im Blut und der Methylierungsniveaus seines Promotors IV, widerspiegeln wird.


2. Materialien/Methoden

Die Studie wurde im Herbst und Winter in zwei Pflegeheimen im Südwesten Deutschlands durchgeführt. In beiden Pflegeheimen gab es ein Stockwerk mit dynamischer Beleuchtung (DYN) mit wechselndem Wellenlängenspektrum und ein Stockwerk als Kontrollbedingung (light as usual, LAU). Die Intervention begann in der ersten Novemberwoche und dauerte 12 Wochen. Bewertungen der kognitiven Leistungsfähigkeit (Mini-Mental State Exam, MMSE) und der Stimmung (geriatric depression scale, GDS) wurden zu Studienbeginn und nach 12 Wochen durchgeführt. Biomarker wurden zu Studienbeginn und nach 3, 6 und 12 Wochen gemessen.


3. Ergebnisse

Es gab einen signifikanten Effekt der Gruppe auf GDS, F(2,,y)=2,1, p=0,022. Ein Post-hoc-T-Test mit gepaarten Stichproben wurde durchgeführt, um die GDS-Skala vor und nach der Intervention zu vergleichen. Dieses zeigte, dass der Effekt durch die LAU-Gruppe verursacht wurde. In der DYN-Gruppe gab es keinen signifikanten Unterschied in den GDS-Scores zwischen Studienbeginn (M = 5,20, SD = 3,88) und Woche 12 (M = 4,87, SD = 3,78); t(29)=1,17, p=0,252. In der LAU-Gruppe gab es einen Trend der steigenden GDS-Scores von der Baseline (M = 5,09, SD = 3,21) bis Woche 12 (M = 6,19, SD = 4,13); t(20)=-1,81, p=0,085. Es zeigte sich kein signifikanter Effekt der Gruppe auf MMSE. Die BDNF-Serumkonzentration stieg nach 12 Wochen in beiden Gruppen signifikant an. Es gab keinen Unterschied in der Veränderung der BDNF-Spiegel zwischen DYN und LAU. Die BDNF-Methylierungsgrade wurden an fünf Positionen des BDNF-Genpromotors IV gemessen. Es gab eine signifikante Verringerung des Methylierungsniveaus an den Positionen 4 und 5, mit dem Haupteffekt Zeit.


4. Zusammenfassung

Die Innovation unserer Studie umfasst die Anwendung dynamischer Beleuchtung und die umfassende Untersuchung ihrer biologischen Korrelaten, wobei klinische Daten und Biomarkerdaten kombiniert wurden. Während der 12-wöchigen Studiendauer zeigten die Probanden der DYN-Gruppe stabile Depressionswerte, während sich die Depressionswerte in der LAU-Gruppe verschlechterten. Die kognitive Leistungsfähigkeit nahm in beiden Gruppen in ähnlicher Weise ab. Die Steigerung des BDNF-Serumspiegels in beiden Gruppen deuten auf einen saisonalen Effekt hin, der durch die Methylierung verschiedener Stellen des Promotors IV reguliert wird.

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