Sarkopenie bei PatientInnen mit Delir in der gerontopsychiatrischen Akutversorgung: Ein Pilotprojekt.

Luca Bisshop1,2, Thiemo Schnorr1,2, Rieke Trumpf1,2, Tim Fleiner1,2,3, Peter Häussermann1,2

1Abteilung für Gerontopsychiatrie & Psychotherapie, LVR-Klinik Köln, Köln
2Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln
3Institut für Geriatrische Forschung, Universitätsklinikum Ulm, Ulm

1. Zielsetzung/Fragestellung

Sarkopenie und Delir sind relevante geriatrische Syndrome mit einer hohen Prävalenz, besonders bei älteren hospitalisierten PatientInnen. Dabei scheinen beide Syndrome nicht nur nebeneinander zu bestehen, sondern miteinander assoziiert zu sein. Eine systematische Erfassung von Sarkopenie bei älteren PatientInnen könnte zu einer besseren Identifizierung von PatientInnen mit einem erhöhten Risiko für ein Delir führen sowie zu einer verbesserten Therapiesteuerung und Versorgung bei PatientInnen mit bestehendem Delir. Ziel dieser Pilotstudie ist daher, die Analyse der Machbarkeit von Sarkopenie-Assessments in der gerontopsychiatrischen Akutversorgung bei PatientInnen mit Delir.


2. Materialien/Methoden

Die vorliegende Querschnittsstudie wird mit einer Gruppe von Menschen mit einem Delir und einer Gruppe mit Demenzerkrankung unabhängig voneinander in einer gerontopsychiatrischen Akuteinrichtung durchgeführt. Zur Erfassung der Sarkopenie werden die vorgeschlagenen Assessments der European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP2) verwendet. Dazu wird zunächst ein Sarkopenie Screening- Fragebogen (SARC-F) mit Bezugspflegekräften durchgeführt. Danach folgen die Handgriffkraftmessung (Dynamometer) und der Five-Times-Sit-To-Stand Test (5xSTS) zur Erfassung der Muskelkraft. Die Muskelmasse wird im Anschluss mittels einer bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA) erfasst. Zur Erfassung der körperlichen Leistungsfähigkeit werden die Short-Physical-Performance-Battery (SPPB) und der Timed-Up-And-Go Test (TUG) durchgeführt.


3. Ergebnisse

Bei 80 % der PatientInnen mit einem Delir (n=15) und 86,8 % der PatientInnen mit einer Demenzerkrankung (n=15) waren die Testungen machbar. Testungen von kurzer Dauer, wie die Handgriffkraftmessung und der Vier-Meter-Gehtest, wurden von den PatientInnen sehr gut umgesetzt (93 %). Der 5xSTS Test und die BIA hingegen waren im Vergleich weniger gut machbar (76 %). Gründe für eine fehlende Machbarkeit waren bei der BIA gewickelte Beine aufgrund von Ödemen oder auch innere Unruhe. Der 5xSTS Test war aufgrund kognitiver und affektiver Einschränkungen der PatientInnen weniger gut machbar.


4. Zusammenfassung

Die Ergebnisse deuten die Machbarkeit eines systematischen Sarkopenie-Assessments in der gerontopsychiatrischen Akutversorgung bei PatientInnen mit einem Delir an. Aus den Ergebnissen der Assessments können relevante Aspekte zum Versorgungskonzept von PatientInnen mit Delir gewonnen werden. So kann die Bewegungstherapie angepasst werden, indem beispielsweise Krafttraining zur Förderung der Muskelkraft mit den PatientInnen durchgeführt wird. Ein strukturiertes Sarkopenie-Assessment bei Aufnahme kann zudem die Identifizierung von PatientInnen mit einem Delirrisiko verbessern.

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