Messung von Resilienz und Belastung zur individualisierten Beratung pflegender Angehöriger: der FARBE Fragebogen

Svenja Palm1, Katharina Geschke1,2, K. Endres1,2, Andreas Fellgiebel1,2,3, Alexandra Wuttke1,4

1Zentrum für psychische Gesundheit im Alter, Mainz
2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
3Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Agaplesion Darmstadt
4Zentrum für psychische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg

1. Hintergrund

Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind besonders anfällig für die Entwicklung von stressbedingten Erkrankungen. Zur Erfassung von Resilienz- und Belastungsfaktoren bei pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz haben wir den FARBE -Fragebogen (Fragebogen- zur Angehörigen-Resilienz und Belastung) etabliert, der ermöglicht, besonders vulnerable Angehörige zu identifizieren und eine Beratung darauf auszurichten. Das Besondere an dem Fragebogen ist, dass er dazu individuelle und pflegespezifische Stress- und Resilienzfaktoren zueinander in Beziehung setzt. Ziel unserer Studie ist die biopsychologische Validierung dieses Fragebogens im Alltag.


2. Methode

Insgesamt 20 pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz wurden über 14 aufeinanderfolgende Tage sechsmal pro Tag bezüglich Stress, Resilienz und Pflegebelastung befragt. Bei jeder Befragung erfolgte zudem eine Speichelprobe zur Erhebung von Cortisol und Alpha-Amylase, die Herzratenvariabilität wurde kontinuierlich über einen EKG-Sensor (movisens) aufgezeichnet. Zu Beginn und Ende des Ambulanten Assessments wurde ein Interview vor Ort durchgeführt, bei dem Pflegende und Menschen mit Demenz mit einer umfassenden psychometrischen Testbatterie (u.a. FARBE) untersucht wurden. Zusätzlich wurden das Speichelmikrobiom der Pflegenden und die Konzentration des Haarkortisols von beiden Teilnehmenden bestimmt. Die statistischen Analysen basieren auf hierarchisch-linearen Modellen.


3. Ergebnisse

Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein individuelles Resilienz-Stress-Verhältnis basierend auf dem FARBE-Fragebogen Unterschiede im täglichen Leben im Hinblick auf die Stimmung, Pflegebelastung, Verhaltensauffälligkeiten des Menschen mit Demenz sowie dyadischen Aspekten vorhersagen kann. Stressfaktoren scheinen physiologische Unterschiede im Stresserleben besser vorherzusagen als Resilienzfaktoren.


4. Zusammenfassung

Basierend auf der FARBE-Einteilung des Beratungsbedarfs zeigten sich im Alltag der Angehörigen Unterschiede im subjektiven und physiologischen Stressmarkern. Der FARBE-Fragebogen scheint damit gut zwischen Angehörigen basierend auf ihrer Vulnerabilität zu diskriminieren. Der Fragebogen könnte insbesondere in der Beratung von Pflegenden praktisch relevant sein, um Betroffene für die eigene Vulnerabilität zu sensibilisieren und durch die Abbildung von Missverhältnissen zwischen Resilienz und Belastung für eine Verhaltensänderung zu motivieren.

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