Machbarkeit und Wirksamkeit einer individualisierten Musikintervention für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen

Mareike Christina Hillebrand, Weise, L., Jakob, E., & Wilz, G.

Klinisch-psychologische Intervention, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena

1. Zielsetzung/Fragestellung

Angesichts steigender Prävalenzraten ist der Erhalt und die Förderung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz von großer Bedeutsamkeit. Insbesondere besteht ein erheblicher Bedarf an kostengünstigen, wohltuenden und aktivierenden Aktivitäten für Menschen mit Demenz. Eine vielversprechende Intervention stellt dabei das regelmäßige Hören von individualisierter Musik dar, welche vertraut und mit positiven Emotionen und Erinnerungen verbunden ist. Daher war das Ziel dieser Studie die Untersuchung der Machbarkeit und Wirksamkeit dieser Intervention im Pflegeheimsetting.


2. Materialien/Methoden

Es wurden 118 Menschen mit Demenz (Alter: M = 84.12 Jahre [SD = 7.00 Jahre], 76% weiblich) in fünf Pflegeheimen rekrutiert und randomisiert einer Interventionsgruppe (IG) oder einer Kontrollgruppe (KG) zugewiesen. Es wurden individuelle Playlisten für die IG erstellt, welche die Teilnehmenden über sechs Wochen an jedem zweiten Tag für jeweils 20 Minuten über Kopfhörer und mp3-Player anhörten. Die KG erhielt die Regelversorgung. Die Evaluierung der Machbarkeit wurde im Rahmen von Fallkonferenzen vorgenommen. Die Wirksamkeit wurde multimethodal untersucht. Es wurden zu vier Messzeitpunkten (Baseline, Pretest, Posttest, Follow-up nach sechs Wochen) Fremdeinschätzungen der Pflegekräfte erhoben. Am Ende der 6-wöchigen Intervention wurde zudem die individuelle Zielerreichung mittels des Goal Attainment (GAS) vorgenommen. Weiterhin wurden drei systematische Verhaltensbeobachtungen im Abstand von zwei Wochen während der Interventionsphase durchgeführt. Bei der ersten und letzten Verhaltensbeobachtung wurden Speichelproben zur Bestimmung biologischer Stressmarker (Cortisol, Alpha-Amylase) entnommen.


3. Ergebnisse

Bei 96.5% der Teilnehmenden konnte die Interventionsphase erfolgreich abgeschlossen werden. Die Ergebnisse sprechen für eine sehr gute Implementierbarkeit und hohe Akzeptanz der Musikintervention. Die Fortführung der Intervention wurde für die Mehrheit der Menschen mit Demenz empfohlen. Zudem war die individuelle Zielerreichung in der IG signifikant höher, als in der KG. Die Ergebnisse der Verhaltensbeobachtungen weisen auf einen kurzfristigen Effekt der Intervention auf herausfordernde Verhaltensweisen während des Musikhörens hin.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Die Ergebnisse dieser Studie sprechen dafür, individualisiertes Musikhören als eine einfach anwendbare und sprachunabhängige Intervention für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen einzusetzen.

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